Angefangen hat alles vor gut zwei Jahren, als Arno von einem anderen Hund so im Gesicht gebissen wurde, dass die entstandene Platzwunde genäht werden musste. Dies hat er damals sehr gut überstanden und die Wunde ist gut verheilt.
Dann hat ihn eine Zecke direkt auf der Narbe gestochen. Und danach fing die Odyssee an:
Beim jährlichen Hundefriseur-Termin (mit nun 14 Jahren verkraftet man die warmen Temperaturen so besser) im letzten Frühjahr wurde eine leichte Schwellung an der Narbe entdeckt. Diese auch beim Tierarzt vorgestellt (sie wuchs recht langsam) und die Diagnose „Lipom“ bekommen. Das könne vorkommen und sei nicht gefährlich.
Im Laufe der Zeit wurde die Beule aber immer größer. Dies immer im Zusammenhang mit irgendwelchen anderen Krankheiten: Schnupfen, Mandelentzündung etc.
Als wir uns dann so langsam immer mehr Sorgen gemacht haben (im letzten Herbst gab es noch mal einen Wachstumsschub), kam noch ein Husten dazu. Vom Tierarzt wurde hier nach eingehender Untersuchung ein „Herzhusten“ diagnostiziert. Also war nicht an eine Operation zu denken – die Narkose wäre eine zu große Belastung für ein angeschlagenes Herz! Es wurden nun einige Herzmedikamente ausprobiert und Herzstärkungsmittel zur Unterstützung verabreicht.
Ostern dann dachten wir schon, Arno ist nicht mehr lange bei uns: Die Kondition liess rapide nach (an Spaziergänge war nicht mehr zu denken, da Arno sich nach ein paar Metern schon keuchend und würgend hingelegt hat) und der Husten wurde immer schlimmer. Um zu schauen, ob noch irgend etwas anderes unternommen werden kann, haben wir dann einen Termin bei einem Tier-Kardiologen in Hannover (Dr. Tobias) gemacht und das ungeduldige Warten auf den Termin in acht Wochen ging los.
Dann endlich der Tag der Untersuchung: Nach Schilderung der Historie wurde Arno per 4D-Ultraschall untersucht – solch ein Gerät wünscht sich sicher mancher Humanmediziner! Sein Herz wurde kreuz und quer vermessen, der Durchfluss gemessen und das Schließen der Herzklappen überprüft. Es ist schon ein tolles Gefühl das Herz seines Lieblings auf einem Monitor schlagen zu sehen!
Fazit der Untersuchung: Für einen 14 Jahre alten Hund ist sein Herz in einem 1A Zustand! Das Keuchen und der Husten kommt duch altersbedingte Degeneration des Kehlkopfes. Die Symptome kann man durch kurze Massage desselben oder kurzes Zuhalten von Mund und Nase beenden. Man kann gar nicht sagen, wie groß die Steine waren, die uns vom Herzen gefallen sind! Den Schallkopf hat er aber auch an die Wucherung gehalten und dort festgestellt, dass es Kalkablagerungen gibt, welche meistens auf bösartiges Gewebe schliessen lassen.
Anlässlich eines erneuten Wachstumsschubs der Wucherung vor zwei Wochen haben wir dann doch noch mal über eine Operation nachgedacht. Es wurden nochmals mehrere Ärzte besucht, um zu klären, ob eine OP sinnvoll ist oder nicht.
Für die OP hatten wir uns schon einen Arzt (Dr. Lüerssen) ausgesucht, welcher für schonende Narkosen bekannt ist. Einen Termin haben wir hier zum Glück noch taggleich am letzten Donnerstag bekommen. Leider hat er uns nicht sehr bei der Entscheidung helfen können. Hören wollten wir: „Ja, wunderbar, das ist gar kein Problem“. Gesagt wurde uns: „Ich kann Ihnen nicht sagen, ob eine OP gelingt oder nicht. Schlimmstenfalls muss ich so viel Material wegschneiden, dass ich die Wunde nicht mehr schliessen kann.“ – Ehrlich, aber es hat die Entscheidung nicht einfacher gemacht.
Also weiter zu den nächsten Ärzten. Nach jedem Arztbesuch waren wir dann mehr verunsichert, da hier teilweise mit wahnwitzigen Methoden versucht wurde herauszufinden, ob der Tumor gut- oder bösartig ist. Die Krönung war ein „Tierarzt“, welcher Arno noch nicht einmal angeschaut hat und dann anhand einer blinkenden und piependen „Höllenmaschine“ (die eigentlich nur seinen Körperwiderstand gemessen hat) meinte, dass eine OP nicht nötig sei. Es handele sich um eine Vergiftung und man müsse nur die Quelle beseitigen und alles würde gut. Aha.
Das Erlebnis bei diesem „Voodoo-Priester“ war dann der Ausschlag, Arno für eine OP anzumelden. Zum Glück hatte uns Dr. Lüerssen versprochen, dass wir bei einer Entscheidung Pro-OP schnellstmöglich einen Termin bekommen, da es sozusagen auf jeden Tag ankommt. Die Wartezeit ist hier ansonsten auch nicht zu unterschätzen. Also am Dienstag angerufen und für Donnerstag Nachmittag einen OP-Termin bekommen. Super! Oder? Machen wir das Richtige? Sonst ist er ja noch fit – wenn er das nicht übersteht? Die nächsten Tage waren qualvoll von Zweifeln, Sorge und wenig Schlaf gezeichnet.
Am Donnerstag dann also mit mulmigen Bauch und glasigen Augen zur Praxis gefahren. Hier wurden wir freundlich begrüßt und uns der OP-Verlauf genaustens erklärt (auch die ganzen Risiken, die man gar nicht hören möchte, wurden ausführlich dargelegt). Während Arno in Narkose gelegt wurde, durften wir bei ihm sein und streicheln. Innerhalb von Sekunden war er dann eingeschlafen und wir haben ihn in die Hände von Dr. Lüerssen gegeben.
Das Warten war dann erstaunlicherweise nicht ganz so schlimm, wie befürchtet: Die Entscheidung war nun gefällt und die Verantwortung in kompetenten Händen. Und vor allem: Es passierte nun endlich etwas!
Nach einer guten Stunde kam dann eine der „OP-Schwestern“ strahlend zu uns und teilte uns mit, dass der Tumor entfernt werden konnte und es Arno gut geht. Die Wunde müsse nur noch zugenäht werden. Und wieder fiel die ganze Last, welche wir die letzte Zeit mit uns herumgeschleppt hatten, von uns ab.
Nach knapp zwei Stunden konnten wir Arno dann beim Aufwachen aus der Narkose beistehen und waren einfach nur glücklich!
Heute, am Tag nach der OP, ist Arno zwar noch recht müde, kann aber wieder problemlos laufen und hat auch schon gut gefressen. Die Wunde macht ihm im Moment noch keine Probleme. Wenn es so bleibt, dann kommt er sogar um den würdelosen Trichter herum 🙂